{ "articles": [ { "category": "Sport", "short_title": "Lebensziel Tennisprofi", "title": "Unter die Top 100 – oder zur Nasa", "subtitle": "Tennistrainer Alexander Waske will lieber „Freiburg als der FC Bayern“ sein. Die Ausbildung an seiner Tennis-University ist ebenso Lebens- wie Sportschule. Das trägt teilweise erstaunliche Früchte.", "picture": "sport1.jpg", "subtitle_picture": "Tennistrainer Alexander Waske", "text": "
Karlis Ozolins ist ein Tennisspieler ganz nach dem Geschmack von Alexander Waske: „Er spielt auch noch bei 30:30 den Ball durch die Beine.“ Anerkennung schwingt in seinen Worten mit. Karlis Ozolins ist 17 und trainiert seit zwei Jahren in der Tennis-University des früheren deutschen Davis-Cup-Spielers. Vor ein paar Wochen erreichte der schon in seiner Jugend hünenhafte blonde Lette in den Junioren-Wettbewerben der Australian Open das Halbfinale der Einzelkonkurrenz und das Endspiel im Doppel.
Absolute Weltklassespieler gehören im Moment nicht zur festen Klientel von Waske, nachdem er vor einigen Jahren für Angelique Kerbers und Andrea Petkovics Aufstieg in die Top Ten als Trainer verantwortlich war. „Wir sind lieber Freiburg als der FC Bayern“, sagt Waske zu seinem Geschäftsmodell. „Wir wollen der Ort sein, wo Spieler eine unglaublich gute Ausbildung bekommen, und wir wollen eine maximale Anzahl von Spielern in die Top 100 bringen. Denn diese Positionen bedeuten für sie finanziellen Erfolg.“
Dem 44-Jährigen ist sehr bewusst, dass nicht jedes Kind, jeder Jugendliche, der in eine Akademie kommt, dieses Ziel erreichen wird. Was kein Anlass ist, nachzulassen. Für Waske ist der Weg das Ziel: „Nicht jeder hat das Tennis-Talent zur Weltklasse, aber bei uns lernen die Schüler, wie sie erfolgreich im Leben sein werden.“ Seine Eleven gehen durch eine harte Lebensschule. Sie lernen Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, nach Niederschlägen wieder aufzustehen, ihre Tage zu strukturieren, schnell zu lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Waske ist stolz auf viele seiner Schüler, die es nicht im Tennis geschafft haben, große Karriere zu machen, aber im Berufsleben. Er erzählt von zwei Jungs, die ein Start-up-Unternehmen gegründet und einen elektronischen Netzpfosten für Tennisplätze entwickelt haben. Von einem früheren Spieler, der bei der amerikanischen Weltraumagentur Nasa als Raketenwissenschaftler angestellt ist und von einem anderen, der in einer großen Consultingfirma als Unternehmensberater beschäftigt ist. „Ich habe noch nie jemanden wegen seiner Tennisleistungen rausgeschmissen, nur wenn jemand nicht richtig mitgezogen hat.“
" }, { "category": "Unterhaltung", "short_title": "Filmkritik „Bombshell“", "title": "Kinofilm „Bombshell“: Überall hingen Kameras", "subtitle": "Fernsehen ist ein visuelles Medium. Das ist der beliebteste Spruch von Roger Ailes, der ihm die Lizenz gibt, seinen Mitarbeiterinnen unter den Rock zu schauen.", "picture": "unterhaltung1.jpg", "subtitle_picture": "Charlize Theron, Nicole Kidman & Margot Robbie", "text": "
2016 wurde ein Medienmogul wegen sexuellen Fehlverhaltens von seinem Posten verjagt. Grund war die respektlose Behandlung von Mitarbeiterinnen, von denen er sexuelle Ergebenheitsgesten verlangte und sie zu Handlungen nötigte, die sie allein aufgrund des Machtgefälles zwischen ihm, dem Boss, und ihnen, seinen Angestellten, ausführten. Überall hingen Kameras.
Roger Ailes ist ein rechter Dreckskerl, den John Lithgow als solchen überzeugend spielt, einschließlich der Intelligenz, mit der er die Mechanismen der Branche, in der er so erfolgreich agiert, durchschaut.
Fernsehen ist ein visuelles Medium. Das ist der beliebteste Spruch von Roger Ailes, der ihm die Lizenz gibt, seinen Mitarbeiterinnen unter den Rock zu schauen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, wie eine der bedrückendsten Szenen vorführt, in der Ailes die junge Kayla empfängt. Überall im Sender hängen Überwachungskameras, damit er immer im Bilde ist. Fernsehen ist ein visuelles Medium. Deshalb sind die Tische, an denen die Moderatorinnen sitzen, aus Glas und ihre Röcke kurz. Ihre Uniform besteht aus körpernahen Minikleidern oder schmalen kurzen Röcken, hautfarbenen Strümpfen und Stilettos. Und nicht nur für Fox News gilt, dass die Moderatorinnen eine gewisse Ähnlichkeit miteinander und eine unverkennbare mit Barbies haben. Dass die Schauspielerinnen so aussehen und mit fast unbeweglichem Gesicht unter mehreren Lagen künstlicher Wimpern ihre Rollen spielen, hat dem Make-up-Team gerade einen Oscar eingebracht.
Opfer müssen nicht sympathisch sein, damit sie Mitleid oder Unterstützung verdienen. Frauen sind nicht automatisch solidarisch, auch wenn sie wissen, dass sie es sein müssten, wenn sie Charakter hätten. Es gibt Frauen, die ihrer Karriere zuliebe über Übergriffe schweigen und geschmeidig reagieren, während andere innerlich und beruflich von denselben Vorgängen zerstört werden. Das sind wenig bequeme Wahrheiten, die auszusprechen „Bombshell“ letztlich dann doch nicht genug Chuzpe hat. Was möglicherweise daran liegt, dass der Film vom Rest des Umfelds, das Fox News heißt, sehr wenig erzählt.
Die Frauen erhielten übrigens fünfzig Millionen Dollar Schadenersatz. Roger Ailes ging mit vierzig Millionen Abfindung nach Hause.
" }, { "category": "Essen und Trinken", "short_title": "Titel: Fast Food", "title": "Wie der Körper unter Fast Food leidet", "subtitle": "Nicht nur die Körpermitte sondern auch das Gehirn spürt regelmäßigen Fast-Food-Verzehr: Pommes und Pizza beeinflussen langfristig den Appetit. Ganz abschwören muss man dem schnellen Essen aber nicht.", "picture": "essentrinken1.jpg", "subtitle_picture": "", "text": "
Das Hirn ist, was man isst: Unsere Ernährung wirkt sich nicht nur auf unsere Körperfülle, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit unseres Gehirns aus. In einer Studie haben Forscher neue Hinweise zu den Folgen von zu viel Fast Food gefunden.
Ein reichhaltiges Büffet oder eine hübsch angerichtete Mahlzeit auf dem Teller - oft erinnert uns schon der Anblick von schmackhaften Speisen daran, wie gut es tut, diese zu essen. Sind wir satt, unterdrückt ein bestimmter Teil unseres Gehirns - der Hippocampus - jene Erinnerung und reduziert entsprechend unser Verlangen danach. Im Fall von Junk Food wie Pommes, Pizza oder Burger scheint diese, von unserem Gehirn gesteuerte Appetitregulation nicht richtig zu funktionieren. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Richard Stevenson von der Macquarie Universität in Sydney (Australien). Bereits eine Woche Junk Food reiche Ernährung kann die Funktion des Hippocampus beeinträchtigen.
Die Studie reiht sich in eine Vielzahl von Untersuchungen ein, die Hinweise darauf liefern, dass sich zu viel Junk Food nicht nur ungünstig auf die Figur auswirkt, sondern auch dem Gehirn schadet. Beobachtet wurde unter anderem, dass Zucker die Vergesslichkeit fördern und zu viel ungesundes Essen Aggressivität, Depressionen und Stress steigern kann. Außerdem wurde das Schrumpfen bestimmter Hirnareale beobachtet.
Untersucht wurden 105 junge, gesunde Freiwillige, die sich normalerweise gesund ernährten. Diese wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe aß acht Tage lang Junk Food, also Lebensmittel, die viel Zucker und gesättigte Fette enthielten. So gab es zum Frühstück etwa getoastete Sandwiches und Milchshakes und im weiteren Verlauf des Tages eine Hauptmahlzeit von einer Fast-Food-Kette. Die zweite Gruppe, die Kontrollgruppe, aß ihre üblichen Mahlzeiten.
In der Gruppe, die sich von Waffeln, Burgern und Ähnlichem ernährt hatte, war die Selbstkontrolle nach einer Woche geringer ausgeprägt als in der Vergleichsgruppe. Der Appetit der Teilnehmer auf ungesunde Snacks war wesentlich größer, auch dann noch, wenn sie schon genug gegessen hatten.
" }, { "category": "Karriere", "short_title": "Studentennetzwerk", "title": "Auf der steilen Karriereleiter", "subtitle": "Durch Engagement in Initiativen wollen Studenten ihre Lebensläufe verbessern. Zu den großen Karrierenetzwerken gehören die studentischen Börsenvereine Deutschlands. Der größte findet sich in Mannheim.", "picture": "karriere1.jpg", "subtitle_picture": "Die Skulptur „Bulle & Bär“ auf dem Börsenplatz in Frankfurt am Main", "text": "
Geschäftsmäßig präsentieren sich die Mitglieder des studentischen Börsenvereins auf ihrer Webseite. In blauen Anzügen und Krawatten blicken sie lächelnd in die Kamera. In einem Image-Film fliegt die Kamera über ihre Alma Mater, das Barockschloss der Universität Mannheim, in der nächsten Szene geben sich Studentinnen im Kostüm Küsschen vor der Kulisse eines Wolkenkratzers und ein Vertreter einer amerikanischen Bank spricht aus dem Off. Die Aussage der Studenten ist eindeutig: Wir sind Profis und wir werden Karriere machen.
Mit über tausend Mitgliedern ist die Studenteninitiative „Arbeitskreis Börse“ (AKB) die größte Studentenvereinigung an der Uni Mannheim und der größte studentische Börsenverein Deuschlands. Die siebzig in einem Dachverband organisierten studentischen Börsenvereine Deutschlands mit ihren rund 13.500 Mitgliedern haben es sich zur Aufgabe gemacht, zwischen Studenten und Unternehmen der Finanzbranche zu vermitteln. Weil es ihnen um das Erlangen von Wissen aus der Praxis und um Kontakte zur Finanzwelt geht, organisieren die Studenten während des Semesters Vorträge, Workshops und Networking-Veranstaltungen wie Empfänge oder gemeinsame Abendessen mit Unternehmensvertretern.
Der Vorstandsvorsitzende des Mannheimer AKB, Dennis Heizler, ist sich sicher, dass in der Wirtschaft kein Weg an guten Kontakten vorbeiführt – und die erhalte man in den regulären Uni-Veranstaltungen nicht. „Unser Ziel ist es, unsere Mitglieder mit einem guten Job in die Wirtschaft zu vermitteln“, sagt der BWL-Student. Dafür überlassen er und seine zwölf Teamkollegen nichts dem Zufall. Bis zu zwanzig Stunden pro Woche engagiere sich jeder für den Börsenverein, für die ganze Arbeit haben sie einen eigenen Büroraum angemietet. „Ich möchte mit meiner Arbeit Einfluss haben und dabei etwas verändern. Jetzt kann ich das an der Uni tun, später dann im Beruf“, sagt er, um zu erklären, warum er die Strapazen einer unbezahlten Teilzeitarbeit auf sich nimmt. Nach der Uni möchte er steil Karriere machen. Die Arbeit im AKB bietet dafür einen guten Startpunkt. „Wir wissen, dass, wer im AKB aktiv ist, später sehr wahrscheinlich erfolgreich sein wird“, sagt Heizler.
" }, { "category": "Sport", "short_title": "Doping Moskau", "title": "Doping: Entschuldigung aus Moskau weckt Hoffnungen", "subtitle": "Der russische Leichtathletikverband ist seit 2015 wegen systematischen Dopings suspendiert. Nun akzeptiert der neue Verbandspräsident Jurtschenko die Vorwürfe der Manipulation – und entschuldigt sich.", "picture": "sport2.jpg", "subtitle_picture": "Athletin Anschelika Sidorowa", "text": "
Als Sebastian Coe, Präsident des Weltverbandes der Leichtathleten (World Athletics), am Dienstag ins Hauptquartier am Yachthafen von Monaco zurückkehrte, wartete Besuch auf ihn. Marija Lassizkene und Anschelika Sidorowa, die Weltmeisterinnen im Hochsprung und im Stabhochsprung, sowie Sergei Schubenkow, Weltmeister im Hürdensprint von 2015 und Zweiter der beiden folgenden Weltmeisterschaften, waren aus Moskau und Sibirien ans Mittelmeer geflogen, um in eigener Sache und für russische Leichtathleten zu werben. Sie wollen endlich wieder ihrer Arbeit nachgehen und bei internationalen Sportveranstaltungen antreten dürfen.
Da der russische Verband (Rusaf) seit November 2015 wegen systematischen Dopings suspendiert ist, müssen dessen Athleten für Starts außerhalb Russlands – ebenso wie für ihre noch ungewisse Nominierung als Mitglieder der russischen Olympiamannschaft – als neutrale Athleten anerkannt werden. Russland, von der Welt-Anti-Doping-Agentur wegen der Manipulation von Daten im angeblich versiegelten Doping-Kontroll-Labor von Moskau für vier Jahre von Olympischen Spielen ausgeschlossen, kämpft vor dem obersten Sportsgerichtshof um seine Teilnahme an den Sommerspielen von Tokio 2020 und den Winterspielen von Peking 2022.
Die drei Leichtathleten trafen auf einen zuversichtlichen Coe. Jon Ridgeon, Vorstandsvorsitzender von World Athletics, hatte bereits Post aus Moskau erhalten, in welcher der am Freitag neugewählte russische Verbandspräsident Jewgeni Jurtschenko Wohlverhalten und eine Einigung versprach. Er akzeptiere die Vorwürfe der Manipulation und des Betruges vollständig und bitte um Entschuldigung für das Verhalten seines Verbandes. Er sehe sich der Aufgabe verpflichtet, die Wiederaufnahme Russlands in die Welt-Leichtathletik so bald wie möglich zu erreichen. Schon in der kommenden Woche, wenn der oberste Rat, das Council von World Athletics, tagt, könnte entschieden werden, das Verfahren zur Anerkennung neutraler Athleten aus Russland wieder in Gang zu setzen.
Die Anerkennung neutraler Athleten ist ausgesetzt, seit Rusaf im Herbst vergangenen Jahres für eine Eskalation der Krise in seinem Verhältnis mit dem Weltverband sorgte. Im Fall des Hallen-Weltmeisters Danil Lysenko, der sich Doping-Kontrollen entzogen hatte, präsentierte die russische Verbandsführung zunächst gefälschte ärztliche Atteste, die Lysenko entschuldigen sollten, dann bestritt sie grundsätzlich, dass Lysenko sich etwas habe zuschulden kommen lassen.
" }, { "category": "Unterhaltung", "short_title": "Harry & Meghan", "title": "Prinz Harry, der moderne Hamlet", "subtitle": "Eine Dokumentation über die Afrikareise von Prinz Harry und seiner Frau Meghan Markle wird zur Seelenschau des Paars. Und von ferne winkt immer Diana.", "picture": "unterhaltung2.jpg", "subtitle_picture": "Das britisch-kanadische Ehepaar Prinz Harry mit seiner Frau Meghan", "text": "
Ursprünglich war die Geschichte so geplant: Junges royales Paar mit Baby ist auf Charity-Tour durch Afrika unterwegs, es gibt emotionale Momente, denn die Frau ist eine woman of color, die erste in der britischen Königsfamilie. Beide umarmen viele Kinder und es gibt tolle Fotos. Ein tränenreiches, weichgespültes Familienbild von Prinz Harry, Meghan Markle und dem kleinen Archie. Damit noch mehr Menschen von solchen Momenten profitieren könnten, ließ das Paar das alles vom Journalisten Tom Bradby begleiten, der aus der Tour am Ende einen Dokumentarfilm geschnitten hat, Meghan & Harry – Eine afrikanische Reise.
Doch plötzlich bekam die Geschichte einen ganz anderen Twist. Der Film, der im Fernsehen gelaufen ist, erregte die britische Presse wegen der ungewöhnlich privaten Momente, die das Paar zulässt.
Sowohl Prinz Harry als auch Meghan Markle geben darin während eines Interviews offen zu, dass das vergangene Jahr sehr hart gewesen seien, was sich durch die Übergriffigkeit der Boulevardpresse auf die junge Mutter zusätzlich verschärft habe.
Diese Offenheit löste sofort wieder mediale Kritik aus. Der Herzogin wurde vorgeworfen, sie stelle ihre eigenen Befindlichkeiten über die der weit weniger privilegierten Menschen. Etwa der jungen Frauen in den Townships von Kapstadt, die Boxen lernen, um sich gegen die täglichen sexuellen und gewalttätigen Übergriffe zu wehren.
Gleichzeitig löste das Interview aber auch Erinnerungen an Prinzessin Diana, Mutter von Harry, aus. Sie erzählte 1995 in einem legendären Interview, dass sie unter einer postnatalen Depression gelitten habe. Sie war die erste in der Royal Family, die eine psychische Erkrankung offenlegte.
Heute ist das anders. Nicht nur viele Prominente äußern sich freimütig über Lebenskrisen. Auch Prinz Harry tat das 2017, er habe sich nach dem Tod seiner Mutter jahrelang emotional abgekapselt und sich schließlich wegen Angststörungen in Behandlung begeben. Diana starb am 31. August 1997 bei einem Autounfall in Paris, verfolgt von Paparazzi.
Vielleicht ist zu viel Mitgefühl nicht angebracht, aber eins zeigen Meghan & Harry deutlich: Es gibt keine Pause, nie.
" }, { "category": "Essen und Trinken", "short_title": "Bento Box", "title": "Bento Boxen: Stullen sind Schnee von gestern", "subtitle": "Die japanische Tradition, Essen für unterwegs in Bento-Boxen zu verpacken und aufwendig zu dekorieren, hat auch hierzulande immer mehr Fans. Doch längst nicht jeder Essensexperte ist begeistert.", "picture": "essentrinken2.jpg", "subtitle_picture": "", "text": "
Geschnitztes Obst und Gemüse, Brote und Käse in Sternchenform und herzförmige Eier, hübsch verpackt in bunten Boxen mit vielen kleinen Unterfächern. Die gute alte Stulle in der klassischen Brotdose hat ausgedient, zumindest bei den Fans von so genannten Bento-Boxen. Einige von ihnen zeigen auch gern im Internet Fotos von wahren Kunstwerken, die sie ihren Kindern mitgeben oder auch für die eigene Pause vorbereiten.
Bento, das steht für viele kleine Speisen in einer Box. Der Trend kommt aus Japan. Dort ist es üblich, Essen für unterwegs so zu verpacken. Japanische Mütter lernen sogar in Kursen, wie sie Fisch, Reis, Gemüse und anderes für ihre Kinder möglichst geschmackvoll anrichten. „In Japan ist Bento Alltag. In jedem noch so kleinen Bahnhof kann man auch fertige Boxen kaufen“, sagt Katrin Tiede. Die Inhaberin eines japanischen Lebensmittel- und Feinkostladens in Berlin bietet neben Boxen auch Bento-Kochkurse an.
Das kommt auch Nicole Zahran nicht mehr in die Box. Sie gestaltet jeden Morgen für ihre beiden Kinder liebevolle Mahlzeiten. „Die Art, wie wir unsere Kinder ernähren, hat einen neuen Punkt erreicht – Essen soll nicht nur gesund sein, sondern möglichst auch ästhetisch angerichtet sein und alle Sinne ansprechen“, sagt die 37 Jahre alte Berlinerin.
Längst nicht in jeder Familie gehören frisch zubereitete Mahlzeiten zum Alltag. Sarah Wieners Stiftung bildet deshalb mit der Barmer Krankenkasse Pädagogen zu Genussbotschaftern aus. Sie sollen Kindern in Kitas und Schulen näher bringen, wie man kocht. Denn in vielen Familien gehe dieses Wissen verloren.
„Viele Eltern haben gar keine Zeit, jeden Tag außergewöhnliche Boxen zu gestalten, aber es hilft schon, Anregungen zumindest teilweise umzusetzen“, sagt Sabine Elvert. Vor allem Mütter, deren Kinder ihr Brotdose kaum anrühren, seien dankbar über die Ideen.
„Letzten Endes ist es auch eine Egokiste: Wer postet die schönste Box?“, meint Uwe Knop über den Trend, die Fotos zu veröffentlichen. Für andere ist es eher ein Hobby, dessen Ergebnisse man anderen gern zeige.
" }, { "category": "Karriere", "short_title": "Wiesn Nebenjob", "title": "Wiesn: Ein derbes Kontrastprogramm zur Uni", "subtitle": "Bis zu zwanzig Kilometer legt eine Bedienung auf dem Oktoberfest in einer Schicht zurück. Wegen der guten Bezahlung ist es ein harter, aber attraktiver Job für Studenten. Ein Blick hinter die Kulissen.", "picture": "karriere2.jpg", "subtitle_picture": "", "text": "
Der Wecker klingelt. Puh, wieder nur etwa vier Stunden Schlaf. Meine Gliedmaßen lassen sich unter leichten Schmerzen und Muskelverspannungen nur unwillig biegen und strecken. Ich schleppe mich zur Kaffeemaschine und lasse mir den angenehmen Duft um die Nase wehen. Erst seit ein paar Tagen arbeite ich als Kellner auf dem Oktoberfest und blicke bereits erschöpft auf die bevorstehenden zehn weiteren Tage. Ich muss wohl auch zugeben, dass die Liebe zum Bier nicht nur auf Seiten der Gäste zu verzeichnen ist.
Es ist Samstagmittag. Der Biergarten, in dem ich arbeite, ist bereits wegen Überfüllung geschlossen. Ich kämpfe mich durch die Masse, da mich die Notdurft treibt. Vor dem Garten sitzen und liegen einige junge Burschen. Einer wird wohl mit ziemlichen Kreuzschmerzen wieder aufwachen, er lässt mich über seine verrückte Schlafposition staunen. Der Nächste weist einige Überbleibsel von Erbrochenem auf seiner Weste und Hose auf. Das Bild wird abgerundet von dem dritten Jungen, der ebenfalls friedlich schläft und einen nassen Fleck zwischen den Hosenbeinen aufweist. Kein schöner Anblick.
Die Szenen, welche sich vor meinen Augen abspielen, könnten aus einem Zombiefilm stammen. Schwankende, nicht mehr artikulationsfähige Menschen torkeln an mir vorbei. Keine Spur von zivilisiertem Verhalten mehr. Die Mädchen bringen durch das enge Dirndl ihre Reize zur Schau, und die Männer lechzen diesem Anblick wie ein Rudel rolliger Hunde hinterher.
Für mich als Soziologiestudenten ist das alles ein herausragendes Phänomen dieser Welt!
Ja, und wie viel verdient man jetzt? Meine Oma sagt immer: „Übers Geld redet man nicht!“ Für mich als Studenten ist es jedenfalls ein schönes Sümmchen. Doch zieht man den Zeit- und Arbeitsaufwand in Betracht, ist dieses durchaus gerechtfertigt.
Der Schnapsstand peilt den Feierabend an und lässt bereits die Rollläden herunter. Bis zur letzten möglichen Sekunde wird hier, man kann nur sagen: gesoffen. Einer geht noch. Ich bin erstaunt über die unerschöpfliche Maßlosigkeit unserer Gattung. Der Rollladen knallt auf die Theke. Aus, vorbei, Feierabend, gute Nacht.
" }, { "category": "Sport", "short_title": "Messi oder Maradonna", "title": "Messi oder Maradonna: Es kann nur einen geben", "subtitle": "In Argentinien haben sie es nicht leicht: Wer ist denn nun das beliebtere Fußball-Idol? Diego Maradona trotz Aufgeblasenheit und Drogensucht oder Lionel Messi trotz Steuerhinterziehung? Die Antwort hat auch mit Taxifahrern zu tun.", "picture": "sport3.jpg", "subtitle_picture": "Lionel Messi", "text": "
Es gibt nur wenige Dinge, auf die man sich verlassen kann. Dazu gehört die Gewohnheit von Autoren, zu den wirklich wichtigen Themen erst einmal einen oder mehrere Taxifahrer zu befragen. So machte es auch der Katalane Jordi Punti, als er herausfinden wollte, wer in Argentinien das beliebtere Fußball-Idol ist: Messi oder Maradona.
Angeblich sind die Taxifahrer in Buenos Aires für ihre blumige Ausdrucksweise bekannt, nur so lässt sich erklären, was Chauffeur Nummer eins antwortete: „Messi ist Argentinier, ja, aber, sagen wir, ihm fehlt es an Argentinität.“ Nummer zwei soll parallel zum Drehen des Lenkrads folgenden Satz gedrechselt haben: „Messi ist mehr Fußballer als Argentinier. Maradona ist mehr Argentinier als Fußballer.“ So steht es in Puntis neu erschienenem Buch „Messi: Eine Stilkunde“.
Außerdem ist Maradona auch noch mehr Neapolitaner als Fußballer. Aber ob in Italien oder in den Taxen von Buenos Aires – Maradona kriegt trotz all seiner Aufgeblasenheit und seiner Drogensucht die meiste Liebe ab.
Wieso das so ist? Vielleicht, weil er Fußball-Weltmeister wurde und Messi nicht. Mit seinen Eskapaden offenbart ein Weltmeister nämlich seinem dankbaren Volk, dass er immer noch ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Und Messi ist ja nicht nur kein Weltmeister. Eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung als einziger bekannter Ausrutscher ist nicht gerade förderlich fürs Charisma.
Jordi Punti erinnert noch einmal daran, dass Lionel Messi im September 2005 auch die spanische Staatsangehörigkeit erhalten hat. Mit Spanien wäre er damals Weltmeister geworden. Und nicht, wie mit Argentinien, im Viertelfinale schmachvoll 0:4 gegen Deutschland ausgeschieden. Und zwar mit Diego Maradona als Trainer, der so geschwächt war, dass er auf dem Weg in die Kabine von einem Betreuer gestützt werden musste. Messi müsste dann nicht mit dieser unpassenden Leerstelle leben. Doch man muss kein Taxifahrer in Buenos Aires sein, um festzustellen: Für solch einen Entschluss hatte er wohl doch zu viel Argentinität.
" }, { "category": "Unterhaltung", "short_title": "Binge Watching", "title": "Phänomen „Binge Watching“", "subtitle": "Sind Menschen, die Serien immer wieder schauen, Banausen? Schlichte Gemüter? Unserer Autorin jedenfalls ist es oft nachgerade peinlich, dass sie zu den „Comfortbingern“ zählt.", "picture": "unterhaltung3.jpg", "subtitle_picture": "Szene aus der Serie „Friends“", "text": "
Es gibt kaum etwas Schöneres als diese ewigen Wiederholungen. Nichts Schöneres unter der Sonne, als dieses Gefühl von: angekommen (also auf dem Sofa), ausgestreckt, Glotze an und dann bitte nichts Unbequemes! Kein Blut, kein Drama, bloß keine echten Probleme! Und die, die kommen (Klassiker: Ross nennt Rachels Namen auf der Hochzeit mit einer anderen Frau), die möchte ich bitte alle schon kennen. Da gibt's keine Überraschungen mehr, außer der, dass ich noch immer über einige Gags sehr lachen kann, nach all den Jahren.
Dieses Phänomen hat übrigens einen Namen, einen besonders schönen und passenden: „Comfort Binging“. Kommt vom „Binge-Watching“, also eine Serie Folge für Folge durchzuschauen, wegzukonsumieren. Was sich spätestens durch das kleine Fenster „In zehn Sekunden beginnt Folge x“ von Netflix flächendeckend in hiesigen Wohnzimmern etabliert hat. Und Comfort-Bingen ist dann eben das besonders komfortable Binge-Watching. Logisch.
Comfort-Binger können jeden „Friends“-Dialog auswendig, lieben die Film- und Musikreferenzen der „Gilmore Girls“ und haben auch einen Sinn fürs Häusliche, Gemütliche, ja: Spießige. Ich wurde in dieser Hinsicht früh auffällig. Abends, bevor ich zu Bett ging, schlich ich oft lange an meinem Bücherregal entlang. Ich hatte nicht immer etwas Neues zu lesen. Und wenn, dann waren das oft die etwas schwereren Bücher oder die von Autoren, die ich nicht kannte.
Sind Menschen, die comfort-bingen, Banausen? Verkennen sie Kunst, verschmähen sie Neues? Nein. Sie sind, könnte man sagen, Kulturkonservative. Eigentlich ist das Comfort-Bingen nur eine Art des Rückzugs, eine Biedermeier-Einstellung gegenüber schnelllebigem Konsum. Als ich vor einer Weile krank im Bett lag, schaute ich „Stranger Things“, eine phantastische Serie, innerhalb weniger Tage komplett.
Anstatt mich auf neue Folgen zu freuen, ihnen entgegenzufiebern, wie es im Zeitalter analogen Fernsehens vielleicht noch möglich gewesen wäre, konsumierte ich sie einfach weg. Schade, dachte ich hinterher. Die Serie hatte mich doch eigentlich gepackt – und irgendwie hatte ich sie einfach so verstreichen lassen. Ohne Rituale. Ohne jemanden, mit dem ich zusammen geschaut und alles hätte besprechen können.
" }, { "category": "Essen und Trinken", "short_title": "Koka Superfood", "title": "Wird Koka das neue Superfood?", "subtitle": "Wegen des Kokains hat die Kokapflanze einen schlechten Ruf – dabei soll sie an sich ungefährlich und sogar gesund sein. In Südamerika gibt es bereits Tee oder Gebäck aus Koka. Bald auch bei uns?", "picture": "essentrinken3.jpg", "subtitle_picture": "", "text": "
Kokain wird in einem komplizierten Verfahren aus den Blättern einer kleinen grünen Pflanze gewonnen, die im Amazonasgebiet wächst – dem Kokastrauch. Nur vier Länder können ihn kultivieren: Kolumbien, Peru, Bolivien und Ecuador. Seit den 1980er Jahren versuchen die Vereinigten Staaten, die Pflanze auszurotten, indem sie Militär und Mitarbeiter der Drogenbehörde nach Südamerika entsenden und Kokaplantagen mit Herbiziden und Entlaubungsmitteln aus der Luft besprühen. Viel bringt es nicht: Nach Jahren des Rückgangs hat sich die Anbaufläche in Südamerika zuletzt wieder um 30 Prozent vergrößert.
Keine andere Pflanze bringt in Ländern wie Kolumbien so schnell so viel Geld wie der Anbau von Koka. Sie wächst äußerst zuverlässig und kann dreimal im Jahr geerntet werden. Die niederländische Anthropologin hat die Organisation „Fairtrade Cocaine“ ins Leben gerufen, die sich mit der Suche nach konstruktiven Alternativen für den gewaltsamen Krieg gegen Drogen beschäftigt. „Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden kann. Wir sollten uns auf humane und nachhaltige Alternativen konzentrieren, statt viel Geld dafür auszugeben, die schwächsten Glieder der Kette auszuhebeln.“
Nijmeijer setzt sich für die Entstigmatisierung der Kokapflanze ein – und fordert die Legalisierung von Produkten wie Kokatee oder Kokamehl. „Die Kokapflanze ist eine gesunde Pflanze, aber im Gegensatz zu Marihuana gibt es kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über sie.“ Die letzte belastbare Studie stammt aus dem Jahr 1975 von der Universität Harvard. Der Ethnobotanikprofessor James A. Duke fand heraus, dass Kokablätter nicht nur reich an Proteinen, Eisen, Vitamin A, Ballaststoffen, Riboflavin, Phosphor und Kalorien waren – die Werte lagen sogar höher als bei allen 50 anderen Pflanzen, mit denen sie verglichen wurde. Mit über 2000 Milligramm pro 100 Gramm enthalten Kokablätter mehr Kalzium als die meisten anderen Lebensmittel. Dies erklärt den Ruf, den Koka bei der indigenen Bevölkerung in der Andenregion genießt – als „Pflanze der Unsterblichkeit“, die zur Abwehr degenerativer Krankheiten wie Osteoporose genutzt wird.
„Die meisten Kokabauern würden gern Koka für legale Produkte produzieren“, sagt Janneke Nijmeijer.
" }, { "category": "Karriere", "short_title": "Studieren und Profisportler sein", "title": "Verträgt sich Uni mit einer Fußballkarriere?", "subtitle": "Studierende Fußballer in den höheren Ligen sind eine große Seltenheit. Benjamin Schmidt und Chiara Benedetto haben es trotzdem gewagt. Hier berichten sie von ihren Erfahrungen.", "picture": "karriere3.jpg", "subtitle_picture": "Benjamin Schmidt im Zweikampf", "text": "
Vor zwei Jahren beschwerte sich der Bundesligaspieler Nils Petersen über die intellektuelle Leere in der Fußballbranche: „Salopp gesprochen verblöde ich seit zehn Jahren, halte mich aber über Wasser, weil ich ganz gut kicken kann“, so der Stürmer der 1. Bundesliga.
Benjamin Schmidt hingegen beweist, dass Kicken und Campus sich keineswegs ausschließen. Vormittags besucht er Seminare, hält Referate, bereitet Gruppenarbeiten vor. Anschließend steht er auf dem Trainingsplatz, Tag für Tag. Drei Jahre lang war Benjamin Schmidt zwischendurch für die zweite Mannschaft von RB aufgelaufen, bevor er wieder zur Betriebssportgemeinschaft wechselte: „Chemie weiß, was sie an mir haben und ich weiß, was ich an Chemie habe“, sagt der etwas in sich gekehrte Verteidiger.
Den Luxus, mit Ballsport ein Studium zu finanzieren, können sich die weiblichen Kolleginnen Schmidts in der Regel nicht leisten. Chiara Benedetto ist ebenfalls Studentin, ebenfalls Fußballerin, doch ihre Situation ist gegenläufig zu der von Benjamin Schmidt. Mit zwanzig Jahren steht die Spielerin von RB Leipzig noch immer am Anfang ihrer Karriere. Im ersten Team der Frauenfußballabteilung, spielt sie in der drittklassigen Regionalliga.
Letztes Jahr ist Benedetto der Doppelbelastung von Abitur und Leistungssport beinahe erlegen. Die physische und psychische Überlastung führt zu einem Innenbandriss am Knie. Durch die sportpsychologische Betreuung des Vereins und die Trainerin Katja Greulich, konnte Benedetto überzeugt werden, weiterzuspielen. Mit Erfolg: Nur eine Kollegin hat in der aktuellen Saison mehr Spielminuten aufzuweisen als die 1999 geborene Abwehrspielerin.
Was bei alldem zu kurz kommt, ist ihr Soziologiestudium. Schon in ihrem ersten Semester hat Benedetto nicht alle Klausuren mitgeschrieben. Sie will aber auch nicht zur Langzeitstudentin werden, spielt vielmehr mit dem Gedanken, abzubrechen und eine passende Ausbildung zu finden, vielleicht in einem Physiklabor. Wie das mit den hohen Anforderungen von RB vereinbar wäre, weiß die Innenverteidigerin noch nicht. Fußballprofi zu sein und dazu auch noch kein Mann, das sind auch 2019 noch zu viele Steine auf dem Weg zu einem akademischen Abschluss.
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